Von: Elmar Sternath <elster@handbike-power-endurance.de>
Gesendet: Sonntag, 9. Dezember 2012 21:10
An: 'leo.ertl@utanet.at'; 'weingartnerfranz@a1.net';
'brita@inode.at'
Cc: 'Andrea Scherney'; office@oepc.at; Christian Peter
(christian_peter@chello.at)
Betreff: AW: ÖBSV_Disziplinarkommission_Treffen_13_12_2012
Anlagen: Nominierung Elmars für die Paralympics; AW: Meine
Nicht-Nominierung für London 2012; Re: ring-fenced slots; AW: Elmar Sternath_
Nicht-Nominierung für London 2012
Sehr geehrte Damen und Herren,
Einleitend möchte ich mein
Bedauern zum Ausdruck bringen, dass diese Angelegenheit derartig eskaliert ist
und es zu dem Disziplinarverfahren kommen musste, hat der ÖBSV doch einen nicht
unerheblichen Teil zu meinen sportlichen Erfolgen, insbesondere meinem
spektakulären Weltmeistertitel im Jahre 2009, als ich als einziger Liegendbiker
überhaupt in der Geschichte des Handbikesports der gesamten, deutlich weniger
gehandicapten Weltelite der Kniebiker in einem international bedeutenden
Wettkampf ein Schnippchen schlagen konnte, beigetragen.
Ich bin in der Handbikeszene als
besonnener, etwas zurückhaltender, aber stets hilfsbereiter Sportsmann bekannt.
Natürlich gab es in meiner
Karriere auch einige schmerzhafte Niederlagen, die ich ausnahmslos getreu dem
Motto ‚Win like a champion, loose like a champion‘ akzeptiert habe.
Meine Nichtnominierung für die
Paralympics in London war keine sportliche Niederlage und dies ist auch der
Grund dafür, warum ich mich gegen die Entscheidung und vor allem das Vorgehen
des Bundessportausschusses in diesem Fall mit aller Vehemenz zur Wehr setze.
Nachfolgend fasse ich den
Hergang noch einmal kurz zusammen:
Die Experten des
Radsportreferats hatten es sich mit ihrem Nominierungsvorschlag nicht leicht
gemacht und sämtliche für die Entscheidung relevanten Facetten en detail
beleuchtet und per email am 17.6. wie folgt begründet:
Elmar
hatte insgesamt die besseren Ergebnisse in der Quali. Die
Medaillenchancen sind bei beiden in etwa gleich, doch hätte Christoph mit
Fixstarter Wolfgang einen gleichstarken Gegner im eigenen Lager im
Kampf um die Medaille. Es ist sehr wahrscheinlich, dass einer den
anderen von den Medaillenplätzen verdrängen würde. Den Team Relay mit
2 Tetras zu beschicken brächte uns nicht um die ohnehin unereichbare
Medaille, jedoch will jeder Sportler gerade bei den Paralympics in jedem
Wettkampf so weit wie möglich vorne landen. Der vorherbestimmte letzte
Platz in einem Wettkampf ist für die beiden anderen Fahrer nicht gerade
motivierend.
Ich habe mich riesig über die
Nominierung gefreut und mit höchster Motivation und Konzentration mit der
Wettkampfvorbereitung begonnen. Um meine Karriere mit einer paralympischen
Medaille zu krönen, habe ich sogar mein Arbeitsverhältnis gekündigt und mit
meinem neuen Arbeitgeber ausgehandelt, meine neue Stelle mit einem 14-tägigen
Urlaub im September zu beginnen. Ich habe mit enormem materiellen und
intellektuellen Aufwand ein Sportgerät entwickelt, das speziell auf die kurven-
und höhenmeterreiche Strecke in Brands Hatch abgestimmt war.
In der Zwischenzeit machte Dr.
Etzlstorfer allerdings meinen Ambitionen einen Strich durch die Rechnung, indem
er, u.a. auch per email an die BSA-Vorsitzende, gegen meine Nominierung
intrigierte, obwohl er sich selbst lediglich Außenseiterchancen zugestand (http://kurier.at/sport/sportmix/paralympics/die-achten-paralympics-fuer-den-routinier/809.237).
In der BSA-Sitzung kam es dann
zu ‚einer Stunde intensiver Diskussion‘ und in der anschließenden Abstimmung
wurde Dr. Etzlstorfer an meiner Stelle nominiert. Der Nominierungsvorschlag des
Radsportreferats wurde durch Ausschussmitglieder kassiert, die mit den
Kräfteverhältnissen im Handbikesport gar nicht oder bestenfalls oberflächlich
vertraut sind. Entsprechend kümmerlich war dann auch die Begründung der
BSA-Entscheidung, die mir per email am 10.7. mitgeteilt wurde.
Die Erhöhung
der Medaillenchancen im Radsport für Österreich in der Doppelbesetzung der
Klasse MH1 durch Schattauer und Etzlstorfer, der in den letzten Rennen an die
Leistung von Schattauer herankam bzw. sie sogar übertraf, sah die Mehrheit des
BSA aber dann als wichtigstes Argument, das für die Nominierung von Christoph
Etzlstorfer ausschlaggebend war.
Ich denke, man muss kein
Fachmann sein, um den Qualitätsunterschied der beiden Begründungen zu erkennen
– eine sehr reelle Medaillenchance wurde vom BSA komplett geopfert, um eine
zweite geringfügig zu erhöhen.
Klar ist auch, dass dieses
Argument nicht der einzige Inhalt der einstündigen, intensiven Diskussion sein
konnte. Es wurden noch weitere Argumente genannt, die von der BSA-Vorsitzenden
offenbar nicht als kommunikationswürdig erachtet wurden. Ein besonders eifriger
Fürsprecher Dr. Etzlstorfers unterstellte dem Radsportreferenten gar, er würde
die Mitglieder seines eigenen Vereins bei der Nominierung bevorzugt behandeln.
Wer den besagten Referenten und seine integre und von großer Leidenschaft für
den Handbikesport gekennzeichnete Arbeitsweise im Laufe seiner langjährigen
Funktionärstätigkeit kennt, kann sich ein Bild davon machen, auf welchem Niveau
diese Diskussion teilweise geführt wurde.
Die Entscheidung des BSA wurde
in der Fachwelt mit großem Erstaunen und Unverständnis aufgenommen (siehe email eines
hochrangigen UCI-Funktionärs vom 13.7. mit der Bitte um absolut vertrauliche
Behandlung, oder auch der Beitrag auf http://www.handbikeitalia.it
vom 16.7.). Ich möchte Ihnen ans Herz legen,
über den Tellerrand des ÖBSV hinauszublicken und, sofern in der Kürze der
verbleibenden Zeit möglich, sich in der internationalen Fachwelt umzuhören, um
sich ein objektives Bild von der Qualität dieser Entscheidung zu verschaffen.
Dr. Etzlstorfer präsentierte
sich in London in sehr schwacher körperlicher Verfassung und landete mit
hoffnungslos veraltetem Material in sämtlichen Bewerben auf den hintersten
Plätzen.
Ich selbst hingegen hatte trotz
des moralischen Tiefschlags eine fantastische Wettkampfform aufgebaut und
konnte im Europacuprennen in Holzkirchen, einer Art Generalprobe 6 Wochen vor
den Spielen in London, den späteren Bronzemedaillengewinner mit deutlichem
Abstand schlagen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich in London die ohnehin
erfreuliche österreichische Medaillenbilanz um zumindest eine weitere
Bronzemedaille aufgebessert hätte.
Abschließend gehe ich auf die
Tatbestände ein, die aus Sicht des BSA (email vom 10.10.) gegen die unten
angeführten Paragraphen verstoßen:
Am meisten
Betroffenheit lösten deine Texte auf deiner Homepage aus, in denen du einen
Sportlerkollegen, nämlich Christoph Etzlstorfer, aufs gröbste persönlich
angreifst und öffentlich diskreditierst .
Ebenso dein
link auf einen Artikel des Kuriers OÖ, in dem alle 5 Paralympics-TN von OÖ
vorgestellt werden, mit der Betitelung:“Außenseiter fahren nach London,
Medaillenanwärter bleiben zu Hause…“ ist verwerflich.
Den Vorwurf, ich hätte Dr.
Etzlstorfer persönlich angegriffen, muss ich mit Entschiedenheit zurückweisen.
Die betreffenden Veröffentlichungen auf meiner Internetseite http://www.handbike-power-endurance.de
beschränken sich allein auf die Leistungen Dr. Etzlstorfers, der gegen die
Nominierung eines Teamkollegen mit einer sehr reellen und wohl einzigen
paralympischen Medaillenchance seiner Karriere erfolgreich intrigierte, obwohl
er sich selbst nur Außenseiterchancen zubilligte und de facto erschreckend
schwache Leistungen in London zeigte. In diesem Kontext halte ich diese
Veröffentlichungen weiterhin für inhaltlich korrekt und absolut angemessen.
Ich hatte, um
Kompromissbereitschaft zu zeigen, dem BSA dennoch angeboten, die Texte von
meiner Internetseite zu entfernen. Im Gegenzug wäre seitens des BSA lediglich
eine Entschuldigung für seine ohnehin offensichtliche Fehlentscheidung und die
Art und Weise, wie hier mit mir umgegangen wurde, notwendig gewesen. Diese
Entschuldigung ist aber bis zum heutigen Tag nicht bei mir eingelangt.
Ich hoffe, ich konnte Sie
überzeugen, dass nicht ich es bin, der in dieser Angelegenheit gegen die unten
genannten Paragraphen verstoßen hat und bin sehr gespannt, ob die
Disziplinarkommission unvoreingenommen an diesen Vorgang herangehen und ein
gerechtes Urteil fällen wird.
Mit besten Grüßen,
Elmar Sternath
Handbike Power & Endurance
Elmar Sternath
Holzhamer Bogen 23a
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Von: Andrea Scherney [mailto:andrea.scherney@oebsv.or.at]
Gesendet: Montag, 26. November 2012 19:26
An: Elmar Sternath
Cc: leo.ertl@utanet.at; weingartnerfranz@a1.net; brita@inode.at
Betreff: WG: ÖBSV_Disziplinarkommission_Treffen_13_12_2012
Hallo Elmar,
wie dir schon schriftlich mitgeteilt wurde , wurde vom BSA in
seiner letzten BSA Sitzung (28.9.2012) beschlossen, ein Disziplinarverfahren
gegen dich einzuleiten, wenn du nicht die schon mehrmalig angesprochenen
Artikel auf deiner HP runter gibst. Dies wurde von dir bis zur bekanntgegebenen
Deadline nicht gemacht, sondern dem BSA bzgl. Verbleib beim ÖBSV deine Auflagen
/ Forderungen mitgeteilt.
Die Einleitung dieses DV wurde vom Präsidium in seiner Sitzung am
23.10.2012 bestätigt.
Das Disziplinarverfahren wurde einberufen, da du dich laut
Bundessportausschuss folgenden Tatbeständen schuldig gemacht hast:
§3.1.2. verbandsschädigendes Verhalten
§3.1.4. grober Verstoß gegen Moral oder gute Sitten
§3.1.5. unsportliches oder disziplinwidriges Verhalten
Die ÖBSV-Disziplinarkommission würde dich nun gerne zu einem Gespräch
einladen, um auch deine Seite zu hören. Die DK trifft sich am Donnerstag,
den 13.12.2012 um 11.15 Uhr am Hauptbahnhof in Linz, Bahnhofsrestaurant. Wenn
du keine Zeit hast, würden sie um eine schriftliche Stellungnahme zu den 3
Punkten per Email bitten.
Die DK-Mitglieder sind: Leo Ertl, Franz Weingartner, Vorsitz Brigitte
Helmreich-Lang – Emails findest du oben.
Mit sportlichen Grüßen, Andrea
Mag. Andrea Scherney
Sportdirektorin
Österreichischer Behindertensportverband
Brigittenauer Lände 42
A-1200 Wien
Tel: +43 1 33 26 134-17
Fax: +43 1 33 20 397
ZVR-Zahl: 556235349